Als ein paar junge Säuli zwischen Schleitheim und Schaffhausen auf die Welt kamen…

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Diese und viele andere Geschichten hatten Rolf Schwab und Hans Tenger am ersten Seniorennachmittag der Saison im bis zum letzten Platz besetzten Grütli zu berichten. Es ging um die Geschichte der Strassenbahn Schleitheim-Schaffhausen, die mit einer spannenden, von Rolf Schwab erstellten Präsentation dargestellt wurde. Ein Schatz von alten Bildern war da zu sehen.
Karin Baumgartner-Vetterli,
Richtig lebendig wurde es, weil nicht nur die Geschichte, sondern eben auch Geschichten erzählt wurden. Schliesslich waren mit Hans Tenger und Paul Friedrich nicht nur Männer mit dabei, die noch Strassenbahn fuhren, sondern auch viele, die als Passagiere noch mit dabei waren. Natürlich waren die Bilder auch ein «Wiedersehen» mit vielen Menschen, die nicht mehr da sind.
Transportiert wurden nicht nur Leute, sondern zum Beispiel auch Holz oder Milch und Gerätschaften, und natürlich auch Tiere. Davon hatte die Nase auch immer etwas! Da gab es die wöchentlichen Schlachttransporte, aber auch die berührende Geschichte, wo ein Tramchauffeur bei Nacht und Nebel nochmals ausrückte, um eine einzelne Kuh in Schaffhausen abzuholen und sie nach Schleitheim zu bringen!
Überhaupt war der Beruf eines Tramchauffeurs anspruchsvoll. Im Winter war eisig kalt in den Führerkabinen. Beim Verlad von Ware war selbstverständlich mit Hand anzulegen. Manchmal wurde da auch im Akkord gearbeitet, was neben der zusätzlichen Belastung auch einen Zusatzverdienst bedeutete. Post wurde auch so transportiert. Die Postwagen mit sehr, sehr viel Geld konnte man da einfach noch an den Strassenrand stellen, bis das Tram kam und die Ware mitnahm.
Die Passagiere kannte man natürlich alle mit Namen. Und im ersten Tram, das morgens um 5 Uhr in Schleitheim an der Grenze wegfuhr, gab es fixe Plätze. Wehe, wenn ein Lehrling sich erdreistete, sich da hin zu setzen! Am Sonntag war das Tram zusätzlich ausgelastet mit den Randenbummlern. Winters fuhren auch Sportliche zum Skifahren auf den Randen. Man staunt, wenn man hört, dass es schon zwei Verbindungen pro Stunde gab. Zum Teil war man zügig unterwegs, im Beringerfeld schon einmal mit 60 km/h, dann gab es aber auch einen «Rank», wo nur gerade 5 km/h drinlagen. Es gab auch weniger schöne Geschichten, zum Beispiel jene, als an Weihnachten 1963 das Tram wegen einem Kartoffelsack auf den Schienen entgleiste. Am 22. Februar 1945 wurde ein Tram von einem Bombensplitter getroffen. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Noch viele Geschichten gab es zu erzählen beim anschliessenden Zvieri. Die Wehmut ist nachvollziehbar, dass die seit 8. August 1905 verkehrende Bahn am 1. Oktober 1964 durch Autobusse ersetzt wurde. Nur einen Tag nach der letzten Fahrt wurden die Geleise mit Kranen aus den Strassen gerissen und die Strassenbahn Schaffhausen-Schleitheim war Vergangenheit. Ihre Geschichte und ihre Geschichten aber leben weiter.
Strassenbahn
14.11.2019
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